Der Sport fand im Rahmen der "37. Horizontale rund um Jena" statt, einer berühmten Sportveranstaltung, die es seit 1986, also noch aus DDR-Zeiten, gibt. Es gab zwei Angebote: eine 35-km-Sportwanderung und eine 100-km-Langstreckenwanderung mit Wettkampfzeit und Platzierungen sowie Ergebnisse. Während der Langstreckenwanderung durfte man schlafen, pausieren, gehen, wandern und laufen, was man will. Alles ist erlaubt, aber die maximale Zeit, um das Ziel zu erreichen, betrug 26 Stunden; wer es nicht schaffte, wurde disqualifiziert.
2 GSBV-Läufer und ich hatten Interesse und meldeten uns für die 100 km an. Ursprünglich sollte die Veranstaltung im Mai 2024 stattfinden, doch aus Sicherheitsgründen, vor allem vorausgesagtes Unwetter wegen Rutsch- und Steinschlaggefahr, wurde sie abgesagt und auf den 23. August 2024 verschoben. Leider konnten die 2 GSBV-Läufer aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen, sodass nur ich übrig blieb.
Am 23. August um 18 Uhr, einem Freitagabend, startete der 100-km-Lauf mit über 570 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die meisten waren Wanderer, nur wenige waren Ultraläufer. Ich lief für meinen Verein GSBV Halle (Saale) 1909 e.V.. Ich entschied mich für den Ultralauf, weil solche Trail-Ultraläufe in unserer Region sehr selten sind – meist gibt es sie nur in der Alpenregion. Jena ist von meiner Heimat nur etwa 25 Minuten mit dem Zug entfernt. Der Traillauf führte über die berühmte Wanderstrecke "Saale Horizontale", die sehr uneben, manchmal sehr schmal und steil war, sowohl bergauf als auch bergab. Die Strecke hatte insgesamt über 2700 Höhenmeter. Es gab viele Wurzeln, Steine und Geröll, weshalb ich zweimal stolperte und fiel und mir mehrmals leicht den Fuß umknickte. Zum Glück verletzte ich mich nicht ernsthaft.
Nach 20 km erreichte ich die erste Versorgungsstation, die sehr gut ausgestattet war. Dort konnte man viele Getränke und verschiedene Speisen auswählen und sich stärken. Es wurde langsam dunkel, und ich lief mit meinem Laufrucksack und meinen Laufstöcken bergauf, um Kraft für die weiteren Kilometer zu sparen. Ab 21.30 Uhr war es stockdunkel, und ich lief mit Stirnlampe durch Wälder, Felder, über Hochebenen und Flüsse – die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Unter dem klaren Sternenhimmel und dem Vollmond fühlte ich mich etwas mulmig. Ich war oft allein auf der Strecke und sah kaum andere Läuferinnen und Läufer. Nach der zweiten (40km) und dritten (60km) Versorgungsstation lief ich weiter, bis langsam die Sonne aufging. Mit dem Tageslicht fühlte ich mich sicherer und konnte die unebene Strecke besser kontrollieren. Nach der vierten Versorgungsstation (80km) lief ich fast durchgehend und schneller bis ins Ziel.
Im Ziel warteten überraschend meine Kinder und meine Monika auf mich, was ich vorher nicht wusste. Ich kam als neunter Teilnehmer von etwa 570 Läufern nach 14 Stunden und 53 Minuten sonnabends früh um 8:55 Uhr ins Ziel und hatte 101,5 km hinter mir. Ich umarmte sofort meine glücklichen Kinder und dann Monika – ich fühlte mich „sehr befreit“. Nach einer kurzen Erholungspause und dem Abholen der Urkunde und kleinen Geschenke fuhren wir gemeinsam nach Hause. Die Organisation des USV Jena fand ich hervorragend – es hat mir sehr gut gefallen. Meine Oberschenkelmuskeln schmerzten heftig, aber ansonsten ging es mir gut. Es war eine tolle Erfahrung. Etwa 400 Teilnehmer erreichten das Ziel, rund 170 gaben auf.
Mein Fazit: "100 km zu laufen ist eine unglaublich sehr lange Strecke – sehr herausfordernd, vor allem psychisch. Marathon und Trail-Ultralauf sind nicht identisch, wie Kegel und Bowling."
STATSTIKEN:
Start: 23. August 2024, 18 Uhr
Ziel: 24. August 2024, 8:55 Uhr
101,2 Kilometer
14:53 Stunden
8:51 Minuten pro Kilometer
2784 Höhenmeter
8887 Kalorienverbrauch
GW: 8. Platz / AK: 3. Platz
Ergebnisse und Platzierung:
https://my.raceresult.com/278262/#2_1E0C9C
Autor: Ch. Schumann