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asics Saintelyon - Nachtlauf in Frankreich am 3. Dezember 2022

Plakat von asics Saintelyon
Plakat von asics Saintelyon

ist seit 68 Jahren ein sehr berühmter nächtlicher Trail-Wettbewerb in der französische Region Rhône-Alpes. Der Trail hat eine Länge von 68 bis 78 km: genannt als Sainté (Abkürzung für Saint-Etienne), der immer mit dem

ersten Samstag in den Monat Dezember in Saint-Etienne beginnt und in Lyon endet.

 

Seit einigen Jahren gab es drei neue kleine Strecken:

> der „halbe“ SaintExpress mit 44 km

> die „kurze“ SaintéSprint mit 24 km

> und „noch kürzere“ SaintéTic 13 km.

 

Mein erstes Mal hatte ich im Jahr 2016, da bin ich für 11 Stunden lang die 72 km von SaintéLyon gelaufen! Dort startete ich um Mitternacht und kam um 11 Uhr mittags ins Ziel. Die Nacht war sehr kalt, eiskalt und rutschig. Nun folgt mein zweites Trailrun, aber diesmal nur den Halben! 2022 laufe ich den SaintExpress (44 km) um einen Freund „Mathieu“, der im Vorjahr (2021) mit 9 Stunden und 30 Minuten eine schlechte Erfahrungen gemacht hatte, zu begleiten. Warum nicht SaintéLyon? Ich hatte Angst vor Überanstrengung und hatte zu wenig Training. Deswegen ziehe ich es vor, vernünftig zu laufen um das ganze Rennen bewältigen zu können. Mein Ziel ist es, ohne Druck ins Ziel zu kommen. Mathieu schätzte eine Laufzeit mit weniger als 6 Stunden. Seit Januar 2022 trainiert er täglich in Trailrunning.

 

Für SaintéLyon 2022 wurden 17.000 Menschen erwartet, darunter 3.500 für SaintExpress, wo ich dabei bin.

Express-Laufstrecke - 44km. Quelle: https://www.saintelyon.com/
Express-Laufstrecke - 44km. Quelle: https://www.saintelyon.com/

Am Freitag, den 2. Dezember 2022, besuchten Deborah und ich die Halle „Tony Garnier“ in Lyon. Dort holten wir meine Startnummer ab, kauften ein paar Dinge wie Handschuhe, Buff-Halstücher, Thermo-Kleidung. Wir habe auch anderen gehörlosen Läufer getroffen. Der eine konnte sich nicht kurzfristig anmelden -  aber der anderen würde von Lyon aus 2x den SaintéLyon laufen. Das sind 156 km hin und zurück!!!

 

Auch haben wir einen französischen Trail-Superstar Alexandre Boucheix alias „Grüne Kappe“ getroffen. Er ist bald 10.000 km im Jahr 2022 gelaufen! In den letzten zwei Rennen von SainteLyon wurde er jeweils erster Platz und gewinnt später am frühen Sonntagsmorgens nun erneut den 1. Platz, ein Triple!

 

Am nächsten Tag, den Samstag, muss der Tag entspannt und erholsam bleiben, um nachts im Rennen topfit zu sein. Mein Bruder und meine Cousins kamen nach Lyon, um Deborah mitzunehmen, damit sie die Nacht mich beim Rennen begleiten und anfeuern konnten. Sobald ich die Vorbereitungen für Tasche, Rennkleidung und vor allem die Mentalität abgeschlossen hatte, traf ich Mathieu und wir nahmen den Shuttlebus zu unserem Startpunkt in St. Catherine. Es regnete, aber es war nicht wirklich kalt.

 

Um 22:30 Uhr sind wir aus dem Bus ausgestiegen, gehen ein paar Minuten und trafen so viele Menschen. Das Adrenalin stieg plötzlich im Körper, die Atmosphäre ist etwas ganz besonders: Es ist stockfinster, nur die Stirnlampen erhellen die Umgebung! Zwischen 23.00 und 23.40 Uhr geht es los: 3.500 Personen starten! Ich bin um 23:30 Uhr ins Rennen gegangen, die ersten Kilometer sind ganz einfach, wir haben unseren Rhythmus gefunden, unseren bequemen Platz, obwohl wir uns vorhin um den Platz gestritten haben, damit die Beinen oder Armen nicht beim Laufen gestört werden.

Es ist ziemlich steil und eng klettern wir hoch: aus einer 10er-Reihe wird eine 3er-Reihe! Es war eng und verstopft… ich musste mehrmals bremsen und paar Augenblicke warten.

Entlang der 44 km langen Strecke gab es an den Kilometerpunkten 12, 23 und 33. 3 Verpflegungsstationen, von denen 1 heiß war.

 

Meine Methode: nicht aufhören! Beim Aufstieg und auf rutschigen oder schlammigen Strecke „gehe“ ich, aber beim Abstieg oder auf der Ebene „renne“ ich los.

 

Beim ersten Auftanken – machte ich keine Pause, aber sammle ein paar Müsliriegel in meinen provisorischen Hut. Um Zeit zu sparen gehe ich beim beim Essen, sobald mein Magen gut gefüllt ist – setze ich den „Lauf“ fort.

 

Unterwegs konnte ich Deborah mit bunten Lichterkette sehen und auch meinen Bruder und meine Cousins die mit den Armen winken und schreien,

sofort war ich in bester Stimmung und die Motivation ging nicht verloren!

Auf der gesamte Strecke konnte ich sie 4 Malen wiedersehen, was ich wirklich am wenigsten erwartet hatte!

 

Kurz vor dem 2. Verpflegungsstation hatte ich Probleme mit die Batterie meiner Stirnlampe, sie war nach 2 Stunden leer (Dank der Nebel).

Ich lief neben einem anderen Läufer. Bis ich endlich bei der nächste Station ankam, dort wechselte ich die Stirnlampen und nahm das Rennen schnell wieder auf.

 

3. Verpflegungsstation: Ich hatte nur noch 15 km übrig, es gab drei ziemlich schmerzhafte Anstiege und 2 technische Abfahrten. Ich sagte mir, das sind 15km = 1 Stunde 30 Minuten! Die ein oder zwei Anstiege würde ich laufen! Und auch die Abfahrten nach unten. Adrenalin und „Trance“ (veränderte Bewusstseinszustände) waren ein Teil von mir: Ich hatte nicht den ganzen Kopf, aber ich fühlte mich sehr gut in meinem Körper, als ich diese letzten Kilometer lief. Eins nach dem anderen - ich überholte alle vor mir. Ich hatte total vergessen, wie man atmet, wo man die Füße auf dem Boden aufsetzt.

Was mich zurück in die Realität brachte? Das war sobald ich den Zielbogen überquert hatte. Ich suchte nach meinen Unterstützern und Freund „Mathieu“. Mathieu kam zu mir um zu gratulieren und sagte, dass ich eine unglaubliche Leistung erbracht habe. Denn ich bin nur 5 Minuten nach ihm angekommen bin!

Ins Ziel geschafft! - GSBV Mitglied Yohan Marcelino
Ins Ziel geschafft! - GSBV Mitglied Yohan Marcelino

5 Stunden 30 Minuten für 44km (+ 1.000 Höhenmetern)!

 

Ich habe nicht so richtig verstanden, ich weiß nicht warum ich nicht überrascht war. Aber wir haben die Fotos zusammen gemacht und dann auch meine Fans gefunden. Ja, wir sind sehr stolz auf uns! Für mich und auch für meinen Freund Mathieu war dieses Rennen mit dem recht milden Wetter doch eines der leichtesten Bedingung bei all die bisherigen SaintéLyon Läufe! Kein Licht und Dauerregen. Keine Minusgrade oder Frost auf der Straße, nur Matsch war allgegenwärtig! Es war 6 Uhr morgens: Schnell warm duschen und nach Hause gehen. Um 11 Uhr eingeschlafen. Jetlag oder Leglag!? 4 Tage später konnte ich mich endlich von den Gliederschmerzen verabschieden.

 

Ich hoffe, dieses Abenteuer macht euch auch Lust darauf, den SaintéLyon Erlebnis auszuprobieren. Vielleicht mit mir zusammen im nächsten Jahr 2023!

 

Ich danke Deborah für das Anfeuern, aber auch für die Fotos und Videos und Live-Informationen. Auch möchte ich meiner Familie und meinen Freunden für alles danken.

 

Autor: Yohan Marcelino