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Orientierungslauf in Nejdek / CZ

2 GSBV-Teilnehmer/innen
2 GSBV-Teilnehmer/innen

Um unsere Leistungen im Orientierungslauf besser einzuschätzen – nahmen wir uns an einen offenen Wettkampf in Tschechien teil: „Westcup in Nejdek“. Drei Tage lang ging es mit

vier verschiedenen Laufevents.

 

Freitag (E1) OL Mittel (4,4 km und 18 Posten / 5,8 km und 22 Posten)

 

Samstag (E2) OL Lang (7,7 km und 12 Posten / 9,6 km und 13 Posten) und Nacht (4,7 km und 11 Posten)

 

Sonntag (E3) OL Mittel (6,5 km und 12 Posten / 10,3 km und 18 Posten)

Deborah und Yohan
Deborah und Yohan

Insgesamt starteten 10 gehörlose OL-Läufer*innen (alle aktiv in EM/WM/Deaflympics): Zwei

Frauen und 4 Männer aus Tschechien, 2 Männer aus Deutschland – Yohan und Deborah als Neulinge für GSBV Halle. Nicht wirklich „Neulinge“, denn bereits in den letzten drei Jahren konnten die Beiden Erfahrungen in Dänemark, Schweden und Deutschland sammeln und haben einige Trainings und Wettkämpfe hinter sich.

 

Die Landschaften und Karten sind von Land zu Land unterschiedlich. Manche Wege und Steine werden anders symbolisiert als in Deutschland. Die Landschaften in Nejdek (Tschechien) sind mit viel Wald und eher wenige Wanderwege gekennzeichnet. Das bedeutet, dass viele Posten nur mit Präzisionstechnik und Kompass zu finden sind – und weniger durch Anhalts- und Angriffspunkt. Es wurde viel über unebene Erde und Schlamm sowie Steine und Holz gelaufen, auch gab es viele (Wasser-) Gräber welche auf ersten Blick eine Hilfe sein können – aber auch irreführend wirken, da es so viele davon gab und teilweise sich kreuzen.

 

Yohan hat deutlich bessere Ergebnisse erzielt und konnte Verbesserungen feststellen. Wie bisher war Tempo und Kondition nie ein Problem für ihn, aber die Symbole auf Postenbeschreibung auf die Umgebung zuzuordnen schon ja. Das bedeutet: Yohan musste teilweise in 50-200m Umkreis die Posten umhersuchen. Bei Deborah ist es eher umgekehrt: an Tempo und Kondition bei Bergsteigung und durch Unebenheiten ist zu arbeiten. Bei Posten finden, fehlte ihr vor allem am Anfang und Ende die Konzentration, wenn zu viele Personen die Wege kreuzen (Da kam die Frage: „soll ich nachfolgen oder nicht?“).

Map des Orientierungslaufs
Map des Orientierungslaufs

Ergebnisse – Etappe 1:

 

Yohan machte Fehlern direkt beim  Start und fand trotz 10 Minuten- Suche den zweiten Post nicht. Ab dem dritten Post fand er  sich besser in der Umgebung  zurecht. Insgesamt lief er 11 km mit 175 Höhenmetern mit 1  Stunde 34 Minuten lang. Er wurde disqualifiziert für die fehlende Posten (2) und (19).

 

Bei den Frauen (D21) lief Deborah  erst nach 2 Stunden 55 Minuten ins Ziel rein. Das Finden von den ersten drei Posten (45 Minuten lang) sind mit viel Problemen verbunden: Distanz, Umgebung und Lesen von Symbolen. Die Karten in Tschechien unterscheiden sich ziemlich als die Karten in Deutschland. Erst bei dem Post (4) ging es schnell und zügig, aber am Ende ging die Kraft und Konzentration aus. Die letzte zwei Posten lagen auf der Höhe – stattdessen sie zu holen, lief Deborah ins Ziel rein und wurde disqualifiziert.

Yohan mit einem deutschen Orientierungsläufer
Yohan mit einem deutschen Orientierungsläufer

Ergebnisse – Etappe 2:

 

Nach den anfänglichen Problemen liefen Deborah und Yohan viel besser und schafften alle Posten zu finden. Yohan lief 15,93 km (342 Höhenmetern) für 1 Stunde 55 Minuten. Er schaffte den 95. Platz von 103 Teilnehmern, unter Gehörlosenwertung ist es 4. Platz von sieben Teilnehmern. Deborah lief nach 11,84 km (241 Höhenmetern) und 3 Stunden 10 Minuten ins Ziel und ist auf Platz 46 von 53. Auch hier wurde am Anfang für zwei Posten etwa 45 Minuten Suche vergeudet, optimal sind maximal 10 Minuten pro Posten. Aber insgesamt ist Deborah mit dem Ergebnis zufrieden. Unter gehörlosen Frauen ist sie auf Platz 3.

 

Bei dem Nachtorientierungslauf meldete sich Deborah kurzfristig ab wie auch die meisten andere Teilnehmer*innen. Nur Thomas und Yohan haben es durchgezogen. Diesmal überzeugte Yohan alle unerwartet mit sehr guter Leistung – in mehr als die Hälfte der Posten gehörte er zu Top 3. Allerdings konnte er den Post (5) nicht finden und nach 1 Stunde 11 Minuten 11 Sekunden kam er ins Ziel. Großen Respekt an ihn!

Internationale taube Teilnehmer/innen
Internationale taube Teilnehmer/innen

Ergebnisse – Etappe 3:

 

Mit spürbaren und sichtbaren Ermüdungserscheinungen, Blasen und Muskelkatern ging es zur letzten Etappe. Deborah machte den großen Fehler und zwar hat sie neue Laufschuhe für den Wettkampf angezogen. Sie muss nach einer Stunde, 3 km und 4 Posten den Wettkampf abbrechen, wegen großen Blasen auf den beiden Achillessehnen, die sich gebildet haben. Yohan lief mit drei weiteren gehörlosen Teilnehmern (die vor ihm gestartet sind) in das Ziel ein und erreichte den 2. Platz in der Gehörlosenwertung. Die Strecke war viel länger und härter als üblich – aber Yohan machte die neue Erfahrung die letzten Posten gemeinsam mit anderen Teilnehmern zu finden. Für gehörlose Orientierungsläufer ist das sehr selten, bei Hörenden hingegen fast alltäglicher Sport: Informationen werden verbal weitergegeben, das Hören von Läufern in ihren Richtungen und Piepsen der Posten. Das alles fällt für gehörlose Läufer weg und wirkt nachteilig auf die Ergebnisse. Daher ist es von großer Bedeutung nicht aufzugeben und alle Posten zu finden.

 

Wir werden noch härter trainieren und hoffentlich schon sehr bald bessere Leistungen erzielen um uns auch auf internationale Ebene messen zu können.

 

Deborah Sikander

Es gibt sogar ein Video dazu:

https://youtu.be/PufkMe1eTMM

 

Fotobilder: