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Bericht: Lange Nacht der Wissenschaft

Martin-Luther-Universität und zahlreiche Forschungsinstitute in Halle luden Interessierte zum Staunen, Anfassen und Mitmachen ein. Am Freitag, den 3. Juli 2015, zwischen 17 Uhr und 1 Uhr öffneten zum 14. Mal die Institute wieder ihre Türen und Labore. Zahlreiche Bürger durften durch die Institute gehen und waren sehr gespannt und neugierig. Viele Institute, an den die Wissenschaftler arbeiten, wurden neu gebaut, erweitert oder modernisiert. Eine Besonderheit in Halle/S. gibt es auf dem „Weinberg Campus“ in der Nähe vom Weinbergweg und der Heideallee mit vielen Instituten für Biologie, Physik, Chemie und andere Naturwissenschaften. Diese wurden alle auf und neben dem Gebiet der ehemaligen russischen Kaserne aufgebaut. Der Umbau wurde vom Bund und Europa gefördert. Dafür wurden neue motivierte Wissenschaftler und Mitarbeitern eingestellt. Über ein Institut möchte ich berichten.

 

Im Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik, Weinberg 2, wurden öffentliche Spezialführungen für Gehörlose angeboten und durchgeführt. Es gab einen großen Andrang von ungefähr 20 interessierten Gehörlosen aus Berlin, Leipzig, Naumburg und Halle/S., so wurden sie in 2 Gruppen mit je 1 Gebärdensprachdolmetscherin Frau Dounz und Frau Schmegel aufgeteilt. Es war eine tolle Idee von Dr. Ingo Barth, der Mitglied in der Schachabteilung des GSBV Halle/S. ist und seit September 2014 im 

Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik arbeitet.

Minus 196 Grad Celsius - frei schwebendes Metallstück
Minus 196 Grad Celsius - frei schwebendes Metallstück

Unter der Führung der Mitarbeiter des Instituts wurden 7 verschiedene Stationen in verschiedenen Laboren wurden gezeigt. Dr. Ingo Barth war in unserer Gruppe mit dabei. Es gab Aha-Effekte bei den Vorführungen.

 

Besichtigungsthemen: 


1. Virtual Labor

2. Verschränktes Quantenlicht

3. minus 196 Grad Celsius

4. Wissenschaftliche Gerätebau, Elektroerosion 

5. Gepulste Laserabscheidung 

6. Thermographies Wärme sichtbar machen 

7. Cluster

Am Anfang wurden wir in einem virtuellen Labor aufgeklärt, dass dieses Institut die Nanostrukturen von Materialien erforscht. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter. Im Nanobereich können Atome mit verschiedenen Methoden sichtbar gemacht werden. Man kann zum Beispiel die Elektronen-Spins auf Oberflächen von Festkörpern mit Hilfe von geeigneten Mikroskopen kontrollieren und steuern.

 

An der 2. Station wurde uns gezeigt, dass die Photonen, also die Lichtteilchen, besondere Eigenschaften aufweisen. Die Photonen besitzen nicht nur Energie sondern auch Polarisation und können sich gegenseitig spüren. Ein Laserexperiment mit verschränkten Photonen und Polarisationsfiltern wurde gezeigt.

 

Interessantes sahen wir auch in der nächsten Station. Dort werden die Materialeigenschaften bei tiefen Temperaturen, mit Hilfe von flüssigem Stickstoff von -196 °C, untersucht. Es gab dort von uns eine rege Beteiligung und vielen Aha-Effekten. Im flüssigen Stickstoff verwandelte sich der weiche Gummiteil plötzlich zum leicht zerbrechlichen Material. Weitere interessante Experimente wurden auch gezeigt.

 

Beim wissenschaftlichen Gerätebau an der 4. Station, sahen wir eine Maschine mit einem dünnen Messingdraht, der durch Funkenerosion ein dickes Metall präzise schneiden kann. Super und unvorstellbar, aber es ist in diesem Institut machbar.

 

An der nächsten Station wurden wir erklärt, wie Atome durch gepulste Laser auf das Metall abgeschieden und dann an einer Oberfläche als extrem dünne Nanoschicht aufgetragen werden können.

 

An der vorletzten Station lernten wir, dass die Wärme mit Hilfe einer Thermokamera sichtbar gemacht werden kann. Das Glas ist für Wärmestrahlung undurchsichtig, deshalb verwendet man für die Optik der Kamera Germanium, das für Wärme durchsichtig ist.

 

Am Ende zeigte man uns den Computer-Cluster im großen Container am Rand des Institutes. Es ist eine riesige Computeranlage mit 10 Schränken für superschnelle Rechnungen. Daneben steht ein mittelgroßes Haus, dass das kühle Klima im Cluster dauernd kontrolliert.

 

Nach einer Imbiss-Pause besichtigten wir noch kurz den Arbeitsraum von Dr. Barth. Es gab viel Interessantes auf seinem Forschungsgebiet zu entdecken.

 

Wir sind stolz, dass ein Gehörloser in diesem Institut forscht. Sicher gibt es sowas in Deutschland kaum jemand. Insgesamt waren die gehörlosen Besucher sehr begeistert. Einen schönen Dank an Dr. Ingo Barth für sein Engagement, an Frau Dounz und Frau Schmegel für das dolmetschen und auch an das Team des Max-Planck-Instituts für Mikrostrukturphysik für die Organisation.


Holger Mende