Deutsche Mannschafts-Schach-Spieler belegen mit hauchdünnem Rückstand auf Polen Platz vier.
Das große Holiday Park Hotel in Warschau, Polen, war Schauplatz der Schach-Weltmeisterschaft vom 14. bis 24. September 2022. Im Kongresssaal und im Vortragsraum in der ersten Etage, wurde von den 141 Schachspieler*innen so manch ein Doppelangriff gestartet, um ein Schachmatt zu verhindern. Spieler*innen aus 23 Ländern aus Europa, Asien, Amerika und Australien nahmen an den Wettbewerben um die Weltmeistertitel in folgenden Disziplinen teil: Open Team, Frauen-, und Junioren-Team-Spiele, Blitzschach der Damen, Herren, Junioren und offenes Turnier der Herren und Damen.
Weltweite Teilnahme
Erstmals nahmen Spieler*innen aus Ecuador, Australien, Türkei, Venezuela und dem Iran teil. Leider konnten die Indien-, Kenia- und Iran-Teams aufgrund von Visa- oder Geldproblem nicht teilnehmen. Deutschland nahm mit sieben Spielern teil. Die Ukraine stellt trotz des Krieges mit 16 Schachspieler*innen das größte Teilnehmerfeld des Turniers.
Beginn, Regeln
Eröffnet wurde die Weltmeisterschaft durch Phillip Gardner, Präsident des International Chess Committee of the Deaf (ICCD) und einem Vertreter des polnischen Gehörlosen-Sportverbandes. Gespielt wurden 9 Runden nach dem Schweizer System, 90 Minuten waren pro Spiel angesetzt, plus 30 Sekunden pro Zug und Person. Gewertet wurde nach einem Sieg mit 2:0 Punkten.
Open Team Turnier
Hervorragend schlug sich das deutsche Team - Artur Kevorkov, Mohammadreza Ghadimi, Sergey Salov, alle drei vom GSBV-Halle, Christian Opitz, GTSV Essen und Stefan Krause, Dresdner GSV - gegen den späteren Vizeweltmeister Ukraine mit 3:1 Brettpunkten. Usbekistan, Ungarn, Schweiz und Kasachstan wurden besiegt. In der 4. Runde mussten die Deutschen gegen Polen 2:2 Brettpunkte hinnehmen. Gegen den Spitzenreiter Kroatien verloren sie mit 1:3 Punkten. Die 9. und letzte, entscheidende Runde wurde eine Zitterpartie gegen Italien. M. Ghadimi musste nach langem Spiel eine Niederlage hinnehmen. S. Salov verlor durch Fehler unglücklich. C. Opitz gewann. A. Kevorkov verließ das erste Brett nach vier Stunden Spiel ohne Gewinnaussichten mit einem Remis. Das Ergebnis gegen Italien ergab mit 1,5:2,5 Brettpunkten keinen Mannschaftspunkt. Durch eine hauchdünne Feinwertung zu Gunsten der Polen bei Punktegleichstand von je 13 Mannschaftspunkte erreichten die Deutschen einen guten doch bekanntlich undankbaren 4. Platz. Bronze ging an Polen. Deutschland war jedoch einen Platz zu den Ersten unter den Welt- Schachnationen aufgestiegen. 2018 holten sie in Manchester, England, den fünften Platz.
ICCD-Welt-Einzel-Meisterschaft im Blitzschach
Überraschend meldeten sich 59 Herren aus 19 Ländern, 21 Damen aus 9 Ländern, und 12 Junioren. Deutschland nahm mit S. Salov, M. Ghadimi, A. Kevorkov, C. Opitz und S. Afonso (GSV Freiburg) teil. Nach 11 spannenden Runden mit nur 3 Minuten und 2 sec. zusätzlich pro Spieler ergab folgendes Ergebnis:
Gold (Weltmeister)
Pawel Piekielny, Polen mit 8,5 PKt.
Silber (Vize-Weltmeister)
Viktor Maksimenko, Kasachstan mit 8,5 Pkt.
Bronze
Zlatko Klaric, Kroatien mit 8,5 Pkt.
Deutschland:
11. Platz Artur Kevorkov mit 7,0 Pkt.
17. Platz Sergey Salov mit 6,5 Pkt.
22. Platz M. Ghadimi mit 6,0 Pkt.
32. Platz Christian Opitz mit 5,5 Pkt.
57. Platz Simon Afonso mit 3 Pkt.
Abschluss
Nach den feierlichen Siegerehrungen mit der Medaillenvergabe und Dankesreden, sowie einer Jubiläumsfeier zum 100. Jahr des Bestehens des Polnischen Gehörlosen-Sportverbandes, endete das Sportereignis nach 11 Tagen mit einem passenden, würdigen Rahmen. Die Schachteilnehmer*innen feierten gemeinsam mit viele andere aktiven oder älteren Sportler*innen verschiedener Sportrichtungen des Polnische Gehörlosen-Sportverband, auf drei Etagen des Holiday Park Hotels und genossen das große Bankett. Die nächste Schach-Einzel-Weltmeisterschaft wird im Jahr 2024 in Belgrad, Serbien stattfinden.
Bericht, Fotos: Holger Mende
Ergebnisse:
ICCD-Team-Meisterschaft Herren
1. Kroatien 16 MP
2. Ukraine 14 MP
3. Polen 13 MP 169,5 Wertpkt.
4. Deutschland 13 MP 167,0 Wertpkt.
5. Italien 10 MP
6. Usbekistan 9 MP 167,5 Wertpkt.
7. Kasachstan 9 MP 156,0 Wertpkt.
8. Tschechien 8 MP
9. Ungarn 7 MP
10. Schweiz 4 MP 164,5 Wertpkt.
11. Spanien 4 MP 153,5 Wertpkt.
12. England 1 MP
Bericht, Fotos: H. Mende
