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Bericht und Fotos - EM Tischtennis 2015

DGS Tischtennis-Team
DGS Tischtennis-Team

04.09.2015 - Bevor in drei Wochen die Europameister-schaften in Baden - Baden, eingeläutet werden, treffen sich zunächst noch die gehörlosen Tischtennisspieler zum kontinentalen Vergleich. 

Im österreichischen Baden findet die 13. EM statt, die nur alle vier Jahre ausgetragen wird. Die 

deutsche Nationalmannschaft fasst vier Medaillen ins Auge - doch ein auch Ihnen wohl bekannter Landsmann, der für eine andere Nation startet, meldet Anspruch auf mehrere Titel an. Im Gehörlosen-Tischtennis ist es nicht wie bei den Hörenden die deutsche Nation, die in Europa den Ton angibt. Besonders hoch im Kurs stehen Ungarn, Russland und bei den Herren zudem noch Litauen. In diesem Jahr wird es jedoch wahrscheinlich ein anderer Spieler sein, der die EM dominiert: Thomas Keinath, der ursprünglich aus Deutschland kommt, inzwischen im Bereich der Hörenden aber für die Slowakei startet. Der ehemalige deutsche Nationalspieler, der seit 2007 auch slowakischer Staatsbürger ist und dessen Gehör seit seiner Kindheit eingeschränkt ist, nimmt 

erstmals an einem großen internationalen Gehörlosenturnier teil. Dass er dies im slowakischen Nationaltrikot und nicht im deutschen tun wird, hat Bundestrainer Jungblut überrascht und enttäuscht: „Das ist schon eine schlimme Sache für uns und auch etwas frustrierend, da er im  Gehörlosenbereich für Deutschland startberechtigt wäre, auch wenn er sonst für die Slowakei spielt. An ihm führt diesmal kein Weg vorbei. Er wird ziemlich sicher Europameister und hat auch im Mixed sehr gute Chancen auf Gold.“

Angriffaktion von Sebastian Schölzel
Angriffaktion von Sebastian Schölzel

Im Erwachsenenbereich ist das Küken der Mannschaft von äußerst erfahrenen Spielern umgeben. Neben Moll starten bei den Damen Anke Nestler, Ann-Kathrin Diederich und Nazia Enk in den Kampf um die Medaillen, bei den Herren sind mit Jan-Eric Baron, Sebastian Schölzel, Mark 

Mechau und Thomas Bähr ausnahmslos alte Hasen mit von der Partie. „In unseren Vorbereitungslehrgang haben sich alle sehr reingehängt und waren äußerst motiviert“, findet Jungblut. „Wir sind gut vorbereitet.“

Zweimal Bronze für Deutschland - so lautet die Zwischenbilanz des deutschen Teams bei der Gehörlosen-EM im österreichischen Baden. Im Mannschaftswettbewerb wussten besonders die deutschen Herren zu überraschen, die an Position vier gesetzt in das Turnier starteten. In der 

Gruppenphase mussten Mark Mechau, Thomas Bähr, Sebastian Schölzel und Jan Erik Baron noch zwei Rückschläge hinnehmen: Auf den 3:0-Auftakt gegen Bulgarien folgte eine 1:3-Niederlage gegen Belgien, bei der nur Schölzel einen Sieg erringen konnte. Auch das abschließende 

Gruppenspiel gegen den späteren Europameister, die Ukraine, ging mit 1:3 verloren. Aufgrund des guten Spielverhältnisses rutschte Deutschland dennoch in die Finalrunde.

Im Viertelfinale trafen die Deutschen auf die favorisierten Russen, die sie überraschend mit 3:1 in die Schranken wiesen und damit den Einzug ins Halbfinale festmachten. Neben Jan Erik Baron war es vor allem Mark Mechau, der gegen die drittbeste Nation im Gehörlosen-Tischtennis zu 

Höchstform auflief und zwei Punkte holte. Gegen Litauen war die Reise dann aber zu Ende. Trotz eines 0:2-Rückstands arbeitete sich das deutsche Team mit Siegen von Schölzel und Mechau zwar zurück ins Spiel. An Spitzenspieler Gintautas Juchna war aber auch für Baron kein 

Vorbeikommen. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband lobte in seiner Pressemitteilung die Konzentration, Motivation und taktische Vorbereitung der Spieler und zeigte sich sehr zufrieden.

Abschiedsgeschenk - Anke Nestler
Abschiedsgeschenk - Anke Nestler

Bei den Damen traten nur fünf Mannschaften an, wobei das deutsche Team an Position drei

gesetzt war. Direkt zu Beginn des Wettbewerbs mussten Anke Nestler, Ann-Kathrin Diederich, 

Nazia Enk und Annalena Moll gegen die beiden Topfavoriten antreten. Sowohl gegen Ukraine als auch gegen Russland hagelte es eine deutliche 0:3-Niederlage - gegen Erstere gelang noch nicht 

einmal ein Satzgewinn. Doch die deutschen Damen sollten das Feld von hinten aufrollen. Weder 

Österreich noch Polen ließen sie eine Chance und angelten sich so ebenfalls die Bronzemedaille. Der Titel ging bei den Damen und den Herren an die Ukraine. 


Herrendoppel mit Jan Erik Baron und Sebastian Schölzel gelang zwar der Einzug ins Viertelfinale, der Gewinn einer weiteren Medaille blieb ihnen durch eine 1:3-Niederlage gegen die russische Paarung Chulkov/Pishchuk jedoch verwehrt.


Im Damen-Doppel standen Annalena Moll und Anke Nestler ebenfalls kurz vor dem Gewinn einer Bronzemedaille. Nach einem 0:2-Rückstand und dem Gewinn der nächsten zwei Sätze hatten sie den Sieg bei einer 10:9-Führung schon vor Augen, mussten sich jedoch am Ende doch der 

russischen Paarung Starikova/Kovalova geschlagen geben.


Gute Chancen auf eine Medaille hatte man sich auch im Mixed ausgerechnet. Doch das Losglück meinte es nicht gut mit den vier deutschen Paarungen. Nestler/Baron (0:3-Niederlage im Viertelfinale gegen die späteren slowakischen Sieger Keinath/Jurkova), Moll/Schölzel (0:3 gegen die ukrainische Paarung Veliiv/Starikova ebenfalls im Viertelfinale), 


Zum Abschluss der Europameisterschaften standen für die acht Starter des Deutschen Gehörlosen Sportverbandes (DGS) die Einzelwettbewerbe auf dem Programm. Dabei fiel schon in der Gruppenphase die Vorentscheidung über das weitere Abschneiden der Sportler. Während Ann-Kathrin Diederich und Nazia Enk in ihren Gruppen erfolglos blieben, hatten Mark Mechau, Jan Erik Baron und Anke Nestler aufgrund ihrer Weltranglistenposition vermeintlich leichtere Gruppen.


Jeweils sehr unglücklich verliefen für Sebastian Schölzel die Entscheidungsspiele um den Gruppensieg. Nach ungefährdeten 3:0-Siegen im ersten Spiel (Schölzel 3:0 gegen Verdebout aus Belgien,verloren sie mit 2:3 und 9:11 im Entscheidungssatz. Sowohl Schölzel lag gegen die ukrainische Nummer zwei - bis kurz vor Satzende in Führung. Die vergebene Chance rächte sich dann auch prompt mit den schwersten Gegnern in der KO-Runde.


In der Hauptrunde standen somit noch sechs Athleten des DGS. Die Männer mussten sich in einem 32er-Feld durchsetzen, die Damen zogen sofort ins Achtelfinale . Sebastian Schölzel verlor im 1.Runde (gegen den Geheimfavoriten und spätere Europameister Thomas Keinath - für die 

Slowakei spielend) blieben bei ihren Niederlagen ohne Satzgewinn. Auch Anke Nestler hatte in der ersten Hauptrunde der Ungarin Fekete wenig entgegenzusetzen und verlor 0:4. 


In der Zukunft definitiv nicht mehr dabei sein wird Anke Nestler. Im Rahmen der 


Abschlusszeremonie und bei der traditionellen Abschlussparty der deutschen Delegation feierte sie ihren Rückzug aus dem Gehörlosen-Leistungssport. Alles Gute Anke und Danke Anke !

Fotos: